Der Impressionen dritter Teil- diesmal in der "To sum it up and put it in a nutshell" Text-version.
Erasmus- Unter Studenten ist das ein magisches Wort. Und das nicht erst seit „Auberge espanol“ und der französisch, englisch deutschen - cosmopoliten WG. Dahinter steht nicht nur ein bekannter Humanist, Theologe und Philosoph (Erasmus von Rotterdam), heute ist Erasmus ein Lebensgefühl- "Auf Erasmus sein". Wenn ein Student diesen Satz sagt, in welcher Sprache auch immer, dann spricht er nicht von einer neuen Modedroge, sondern meint die beste Zeit im Studium- das Auslandsemester. Ein neues Land, eine neue Sprache, eine neue Stadt, neue Uni, neue Wohnung und viele andere die auch "drauf sind"- auf Erasmus. Das alles muss entdeckt werden und auch die bürokratischen Stolpersteine, die das europäische Programm bereithält. Learning Agreement, Krankenversicherung, Bankkonto, Eenschrijving- alles Worte die jeder Erasmusstudent häufig hört in den ersten Tagen seines Aufenthalts.
Aber neben all diesen Dingen gibt es vor allem eins zu entdecken: Menschen- allen voran man selbst. Für Psychologen wäre es sicher ein interessantes Experiment: Man nehme 200 Internationale Studenten, fast alle allein und zum ersten mal so lange im Ausland, gebe ihnen ein ne Bude für viel zu viele Euros, gemeinsame Küchen, Bäder und Klos und schon kann das Spiel los gehen.Wie werden sie reagieren? Wer mit wem interagieren? Bleiben Nationalitäten unter sich? Verändern sich Menschen? Wie ein Bienenschwarm schläft so ein Haus nie. Wenn die einen nach Hause kommen, von einem nächtlichen Trip nach Amsterdam, gehen die anderen gerade in die Uni. Wenn die einen in der Küche ihr Mittagessen bereiten (fried noodles und Reis) machen sich andere das Frühstück (beans and sausages). Aber sie alle haben eins gemeinasam: sie sind allein und mehr oder weniger weit, aber definitiv weg von zu Hause. Wildfremde Menschen verabreden sich zum gemeinsamen Abendessen- wann ist man schon so offen und bereit auf andere Menschen zu zugehen??. Ein Französisch sprechender Brite! unterhält belgische Mädchen, der Finne, der Geburtstag hat streitet mit einem deutschen über die aktuelle politische Lage. (Schröder oder Merkel?Sollten Schwule Familien gründne?) Eine Irin hält alle Politiker für kleine Hitlers (manipulativ und propagandaabhängig), während ein Amerikaner seine Meinung zum Irakkrieg vertritt (ja es war ein Fehler..) und der Pole die deutsch polnischen Beziehungen an Hand der jüngsten Pipeline-Deals zwischen Putin und Schröder erklärt. Ein Griechin versucht verzweifelt der Konversation zwischen zwei Briten zu folgen, die über das Drama des englischen Muttersprachlers philisophieren: fast alle verstehen Englisch, sie können nie in eine Sprache wechseln, die keiner versteht. (Worüber reden die? fragt sich die Griechin) Die Italienerinnen kochen, während der Italiener in der Ecke sitz und raucht: manche Klisches werden bestärkt, andere ins Gegenteil verkehrt: nich alle Deutschen sind pünktlich und ordentlich, auch Amerikaner zweifeln an ihrer Identität, Franzosen lernen Fremdsprachen- und können sie dann auch sprechen und nicht alle Briten sind stolz darauf nur Englisch zu sprechen. Und dann die Selbsterfahrung: Unabhängigkeit, sein eigenes Leben leben (und herausfinden was das eigentlich ist). „I´m adult now“ fasst ein Brite sein aktuelles Lebensgefühl zusammen.
Und dann ist da auch noch die Uni: unglaublich, nicht überall muss man am Büro für internationale Angelegenheiten so lange warten, es gibt Computer, Beamer und Internet in jedem Raum und der Dozent unterbricht die Vorlesung auf Englisch um nach einem Bild von Wasserratten zu googlen, damit auch alle verstehen von welchen Tier er geradet redet. Der Direktor empfängt die Studenten mit einer humorvollen und selbskritischen Rede und langsam schleicht sich der Gedanke ein, dass Studiengebühren wohl auch Sinn machen: Die Qualität des Studiums erhöht sich schlagartig und vor allem der Wert und das Ansehen. Auf Erasmus sein bedeutet viel mehr als nur Party, es ist eine Erfahrung fürs Leben in allen Bereichen. In einer anderen Gesellschaft, mit anderen Werten und Idealen zu leben verändert viel.Vor allem die eigene Weltsicht. Wirtschaftlich ausgedrückt: neben Wissen (Sprachen, Studieninhalte) vermittelt das Studium im Ausland vor allem eins: Soft-skills, die man so in vertrauter Umgebung nie erlernt hätte. Das alles- und noch viel- viel mehr, verbirgt sich hinter dem trip "auf Erasmus".
Hähhhhhh!
AntwortenLöschenSehr geil. Was soll man da noch hinzufügen. That´s it!
AntwortenLöschenSicher im Detail gibt es wohl noch kleine nicht zu erwähnende Unterschiede, je nach Herbergsland/Stadt, aber im Grunde trifft es das schon ganz genau!
Wow, da kann ich mich nur anschließen. Das triffst voll in die Zehn. Gestern habe ich mit einer Chinesin über Essen und Alkohol diskutiert (sehr interessant), mit nem Ungarn und ner Spanierin über Budapest (ist immer noch mein Favourit unter den Großstädten) und versucht zwei Finnen von Darmstadt zu überzeugen (mit eher mäßigem Erfolg). Das macht einfach Spaß!!!!!!!!
AntwortenLöschenIch kann nur sagen Spanier sind die schlimmsten!
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